Liebe Schwestern und Brüder!
„Halt an, wo läufst du hin,
der Himmel ist in dir:
Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und für!“
Dieses kleine Gedicht hat in den Tagen der Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit für mich einen neuen Klang gewonnen. Es stammt von Angelus Silesius, der mit bürgerlichem Namen Johannes Scheffler hieß und im 17. Jahrhundert in Schlesien lebte. „Halt an, wo läufst du hin“ – irgendwo hinlaufen können und sollen wir nun tatsächlich nicht. Jede und jeder muss einen Beitrag leisten, dass sich das Virus, mit dem die ganze Welt momentan kämpft, nicht weiter verbreitet. Deswegen ist tatsächlich „Anhalten“ gefordert, nicht zuletzt um ein gutes Beispiel zu geben!
Das „Anhalten“ kann aber auch zu einem „Innehalten“ werden. Angelus Silesius war Arzt und zugleich Mystiker. – Die Ärzte und die Mystiker sind in diesen Tagen hoch im Kurs. Die Welt braucht jetzt beide! Für die Ärzte und Pflegekräfte beten wir, dass sie in der Behandlung der Kranken ihr Bestes geben, aber in aller Aufregung auch Momente der Ruhe finden. Zu Mystikern können wir alle werden, mehr als in den vergangenen Jahren.
„Mystik“ heißt ja nichts anderes, als tief im Geheimnis Gottes zu leben und umgekehrt zu erfahren, dass Gott mit seinem ganzen Himmel in uns lebt. Wir können dies erfahren, wenn wir die Bibel aufschlagen und in ihr lesen, wenn wir beten, singen oder ein Musikstück hören, wenn wir beim Blick aus dem offenen Fenster wahrnehmen, dass Gott uns auch in dieser schwierigen Zeit eine schöne Natur und den mächtig aufkeimenden Frühling schenkt.
Ich persönlich möchte Ihnen allen versichern, dass ich Sie und alle Ihre Lieben in der täglichen heiligen Messe und im kirchlichen Breviergebet intensiv miteinschließe. Fühlen Sie sich bitte auch davon getragen!
Brauchen Sie Unterstützung, haben Sie Fragen oder wollen Sie einfach reden … rufen Sie bitte an (00420732601378) oder schreiben Sie eine Mail (kathprag@centrum.cz).
Bleiben Sie nach Möglichkeit zuhause! In ihrer Wohnung, aber vor allem bei Gott und in Gott!
Herzliche Grüße,
P. Martin Leitgöb