Es war eine herausfordernde Zeit, in der Thomas Hüsch Pfarrer bei uns war: die Lockdowns in der Corona-Pandemie und danach der russische Krieg in der Ukraine prägten seine fast drei Prager Jahre. Im Abschieds-Gottesdienst ließ der stellvertretende Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Thomas Schweinhuber die Zeit noch einmal Revue passieren. Auch Msgr. Peter Lang vom Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz schickte einen Gruß. Der feierliche Gottes-dienst klang mit einem Kirchencafé aus – und Thomas Hüsch bekam vor seiner Abreise in die Heimatdiözese Trier einen Fotoband mit Erinnerungen und eine Replik des Palladium Bohemiae als Abschiedsgeschenk.
Lieber Thomas,
es ist kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergeht. Vor nicht ganz 3 Jahren haben wir Dich hier in unserer Kirche St. Johannes Nepomuk am Felsen und in unserer Deutschsprachigen Katholischen Pfarrei ganz herzlich begrüßt. Mit dem heutigen Gottesdienst wird es nun langsam Zeit Abschied zu nehmen. Bevor wir das gleich im Garten vor unserer Kirche tun, möchte ich noch einmal auf die letzten 3 Jahre zurückblicken.
Unsere Pfarrgemeinde und hier voraus unsere damalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende, Martina Kastler, konnten Dich am 13. September 2020 ganz herzlich begrüßen und Dich bei uns willkommen heißen. Den offiziellen Einführungsgottesdienst mit dem Prager Kardinal und Erzbischof Dominik Duka und Msgr. Lang vom Deutschen Auslandsekretariat Ende Oktober 2020, mussten wir leider wegen der Corona Pandemie absagen.
Corona und Lockdown sollten lange Dein Wirken bei uns hier in Prag bestimmen und begleiten. Gleich am Anfang konntest Du aber beim Erntedankfest noch erfahren, dass wir doch sehr süddeutsch/bairisch und österreichisch geprägt sind, haben wir doch als einzige Pfarrei in Prag und wahrscheinlich in ganz Tschechien eine Erntekrone.
Bald darauf verhängte die tschechische Regierung einen harten Lockdown und Kontaktbeschränkungen, was für uns bedeutete, dass wir unsere Kirche für unbestimmte Zeit schließen mussten und wir uns auf ein komplett neues Terrain begaben.
Online hieß das neue Wort, welches uns schon aus den ersten Lockdowns bekannt war. Bisher nutzen die online Möglichkeiten hauptsächlich Schulen und Firmen. Unsere Gottesdienste live über einen online Stream durchzuführen, war für uns neu. Technisch gut ausgestattet und mit guter Vorbereitung wagten wir einen ersten Versuch über unsere Facebook Seite. Das Ergebnis, die Teilnehmerzahlen und die vielen positiven Rückmeldungen begeisterten und motivierten uns weiterzumachen.
Wie oft bin ich am Sonntag, trotz Lockdown und gesperrten Landkreisgrenzen von unserem Wochenendhaus in Südböhmen nach Prag gekommen, um mit Dir lieber Thomas gemeinsam die Gottesdienste zu feiern und online zu übertragen. Es war ein seltsames, aber auch besonderes Gefühl und Erlebnis.
Wir beide haben uns in dieser Zeit mehrmals in der Woche zum aktuellen Informationsstand und Situation telefonisch ausgetauscht und immer geschaut, was möglich ist. Schließlich war es unser Ziel bald wieder Besucher in unseren Heiligen Messen zu haben.
Langsam wurde die Situation besser und wir konnten unsere Gottesdienste wieder mit Besuchern und Voranmeldung in begrenzter Zahl feiern.
So richtig kennenlernen konntest Du am Anfang unsere Kirchengemeinde leider nicht, was den Start für Dich nicht einfach machte. Gott sei Dank, hatte Dein Bischof von Trier ein Einsehen und verlängerte Deinen Vertrag auf 3 Jahre und so konntest Du im letzten Jahr unsere Pfarrei doch noch in voller Normalität und Blühte erleben.
Es gab wieder einen Adventsmarkt, Kirchen-Cafés, unsere Sternsingeraktion, eine Firmung, die Nacht der Kirchen und sogar eine Kommunion konntest Du begleiten und durchführen. Mittlerweile besuchen unsere Gottesdienste wieder mehr Gäste und auch Reise- Musikgruppen, sowie Chöre kommen wieder zu uns.
Bei der Vorbereitung zur Erstkommunion hast Du die Fragen der Kinder und vor allem die Kinder selbst sehr ernst genommen und mit ihnen altersgerecht diskutiert. Man konnte den Erstkommunionkindern anmerken, dass sie das an Dir sehr schätzen. Da gab es bestimmt die ein oder andere Frage, die auch für Dich nicht sehr einfach zu beantworten war.
In den schwierigen Anfängen hast Du viel Unterstützung von allen Seiten bekommen. In der Deutschen Schule und im Religionsunterricht, hat Dich vor allem Deine evangelische Kollegin, Pfarrerin Veronika Förster-Blume, tatkräftig unterstützt.
Mit dem Erzbistum und hier vor allem mit dem Weihbischof Wasserbauer hast Du hervorragend in Italienisch kommuniziert und hast gekonnt über Deine wenigen Tschechisch Kenntnisse überwunden. Warum also eine Sprache lernen, wenn man auch anders hier sehr gut zurechtkommt.
Wie bei uns schon immer, ist auch Dir die Ökumene sehr wichtig und Du hast sie zusammen mit Veronika sehr ernst genommen. Schon aus diesem Prinzip heraus seid ihr auf alle Veranstaltungen immer gemeinsam aufgetreten.
Danken möchten wir Dir für Deine sehr anregenden, oft inspirierenden sowie geistreichen Predigten. In Deiner ausgeglichenen Art und Weise konnten wir auch nie ein böses, nicht einmal ein gereiztes Wort von Dir vernehmen und auch keine negative Bemerkung über niemanden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Dir die Rolle als wortkarger Ehemann im letzten ökumenischen Gottesdienst zusammen mit Veronika, wie auf den Leib geschnitten war.
Immer wieder hast Du erwähnt, wie harmonisch bei uns der Pfarrgemeinde- und Finanzrat arbeitet. Wahrscheinlich hat Deine Ausgeglichenheit zu dieser harmonischen Zusammenarbeit viel beigetragen.
Als Pfarrei können wir auch positiv in die Zukunft schauen, da viele Projekte abgeschlossen oder bereits in der Realisierung sind. Ob Mietvertrag oder Renovierung unseres Gemeinderaums, die Instandsetzung des Treppenaufgangs zu unserer Kirche oder letztlich auch der Sonnenschutz für unsere Orgel und die Bekämpfung des Holzwurms in der Kirche. Ohne großzügige Spenden und Sponsoren, aber auch den Zuschüssen vom Erzbistum wären diese Maßnahmen nur schwer möglich.
Mit der Wahl des neuen Pfarrgemeinderats und Finanzrats sind auch die Organe unserer Pfarrei für die Zukunft gut besetzt auf die der neue Pfarrer bauen kann.
Leider mussten wir uns während Deiner Zeit von einigen Gemeindemitglieder verabschieden, wie z. B. von Fam. Kastler. Von anderen haben wir uns schweren Herzens für immer verabschiedet. Besonders denken wir and dieser Stelle an unseren Msgr. Anton Otte und natürlich unsere gute Seele der Pfarrei, Felicitas Kempkes.
Eines hast Du jedoch in den 3 Jahren bisher noch nicht geschafft… mit mir unters Dach der Kirche, über die Kuppel zu gehen. Es gibt Gerüchte, dass Du Dich nicht traust, weil es dort zu staubig ist und es zu viele Spinnweben gibt. Mein Angebot steht auf alle Fälle noch und vielleicht schaffen wir es ja in den nächsten 2 Wochen.
Die letzten 3 Jahre sind viel zu schnell vergangen und wir wissen, wie gerne Du hier bei uns warst. Der Abschied von Prag fällt Dir nicht ganz einfach, aber es warten nun auch neue herausfordernde Aufgaben auf Dich in Deinem Heimatbistum Trier. Du bist auf alle Fälle bei uns immer herzlich willkommen und wir freuen uns schon jetzt auf einen baldigen Besuch von Dir.
Schließen möchte ich meine mit einem Zitat unserer Rosi:
„Pfarrer Hüsch hat in der Messe manchmal gelacht und mit ihm die ganze Kirche.”
Vielen herzlichen Dank noch einmal für alles. Genieße noch die verbleibende Zeit mit uns in Prag und auf ein baldiges Wiedersehen. Für die Zukunft wünschen wir Dir alles Gute an Deiner neuen Wirkungsstätte.
Moc krát děkujeme za všechno. Užívej si ještě čas s námi v Praze, ať se zase brzy uvidíme.
Thomas Schweinhuber – stellv. Pfarrgemeinderatsvorsitzender
P.S.: Unters Dach unserer Kirche und über die Kuppel haben wir es dann doch noch zusammen geschafft.