Home » Uncategorized » Gedenkgottesdienst am 31.01.2022 für Monsignore Anton Otte

Gedenkgottesdienst am 31.01.2022 für Monsignore Anton Otte

Heute nahmen wir als Deutschprachige Katholische Pfarrei in Prag Abschied von unserem früheren Gemeindeseelsorger und guten Freund Monsignore Anton Otte.
————————————————————————————-
Liebe Pfarrgemeinde,

Liebe Trauernden,

in unserem heutigen Gottesdienst denken wir ganz besonders an unseren früheren Gemeindeseelsorger Monsignore Anton Otte, der nach kurzer Krankheit am 29. Dezember 2021 in Scheßlitz bei Bamberg von uns gegangen ist. Anton Otte war ein Deutschböhme aus Schlesien. Er wurde am 15. August 1939 in Weidenau/Vidnava geboren und wuchs in der Tschechoslowakei auf. Im Jahr 1960 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland aus, wo er Theologie studierte, da er in der Tschechoslowakei nicht studierten durfte.

Am 29. Juli 1967, nach seinem Theologiestudium, wurde er zum Priester geweiht. Pfarrei, Schule, die Arbeit mit der Jugend und unter den Gefangenen kennzeichnen die erste Hälfte der beruflichen Laufbahn von Anton Otte.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kehrte er 1991 in seine Heimat zurück und wurde für pastorale Aufgaben in der Tschechoslowakischen Republik und die Leitung des Prager Büros der Ackermann-Gemeinde freigestellt. Von 1992 bis 2010 war er zudem Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde.

Otte führte Menschen verschiedenster Weltanschauungen zusammen, wurde zu einem Botschafter der Versöhnung, wirkte für die Aufarbeitung der leidvollen Geschichte und den Aufbau der deutsch-tschechischen Nachbarschaft. Die Zusammenarbeit zwischen Deutsche und Tschechen, die deutsche Minderheit und das gegenseitige Verständnis war immer sein wichtigstes Anliegen.

Unzählige Initiativen und Aktivitäten sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Mit der Veröffentlichung seines Buches „Fernes Europa?“ erhielt man Zugang zu seiner Jugend und den Sudetendeutschen Problemen, Ideen, Spaltungen aber auch Lösungen. Er war bewusster Befürworter Europas, dachte und handelte über die Grenzen hinaus.

Für seine langjährigen Bemühungen hat er eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, u. a. den T. G. Masaryk Orden, das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, den Bayerischen Verdienstorden und die Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde. Aber am meisten hat er sich aber über die Ehrenbürgerschaft der Stadt Vidnava/Weidenau gefreut.

Unser Anton Otte war in den frühen 1990er Jahren Mitgründer unserer heutigen Deutschsprachigen Katholischen Pfarrei in Prag und im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz verantwortlich für die deutschsprachige Seelsorge.

Die ersten Messen in deutscher Sprache fanden noch in der Kirche zum Hl. Thomas auf der Kleinseite statt, bis wir unsere heutige wunderschöne Barockkirche vom Prager Erzbistum zur Verfügung gestellt bekamen. Anton Otte hat mit seinem Wirken den Grundstein für unsere Pfarrei gelegt und dafür sind wir ihm sehr dankbar.

Viele erinnern sich an seine lustige und aufheiternde Art und Weise in geselliger Runde. Da kam es schon mal vor, dass eine Hochzeitsgemeinde, also eine Traugemeinde zur Trauergemeinde wurde, wie mir zuverlässige Quellen berichteten. Bei Otte durfte auch der eine oder andere Witz nicht fehlen. Das gehörte einfach dazu. Wenn man mit ihm gemeinsam in geselliger Runde zusammensaß, dann vergaß er oft die Zeit und ging viel später heim, als er eigentlich am Anfang wollte.

Einige von uns erinnern sich noch sehr gut and den Kommunion- und Firm-Unterricht in den Räumen des Emmaus-Klosters.

Wir verlieren mit ihm einen Freund und Seelsorger, der immer einsatzbereit, immer zugewandt und immer ein offenes Ohr für jeden hatte. Ihm verdanken wir viele gute und hilfreiche Ratschläge, die immer mit Versöhnung und einem Neuanfang zusammenhingen.

Anton Otte war immer da, wenn die Zeiten mal wieder schwierig waren und es einen Neuanfang unserer Deutschsprachigen Seelsorge bedurfte. Er war eben nicht ein Seelsorger in Ruhe, sondern in Rufbereitschaft.

Anton Otte war mit unserer Pfarrei immer sehr verbunden. So konnten wir mit ihm sein 50. Priesterjubiläum im Oktober 2017 oder auch seinen 80. Geburtstag gemeinsam feiern. Viele von uns konnten Dich, lieber Anton, noch im Oktober 2021 zum Erntedank in St. Johannes Nepomuk am Felsen treffen und sich mit Dir austauschen. Ich selbst bin froh, diese Gelegenheit noch gehabt zu haben.

In großer Dankbarkeit blicken wir auf sein segensreiches, priesterliches Wirken sowie die Freundschaft und den gemeinsamen Weg zurück.

Vielen Dank für alles, lieber Anton!

Thomas Schweinhuber – Stellvertretender Pfarrgemeinderatsvorsitzender