In der Fastenzeit ist es vor allem im deutschsprachigen Raum ein uralter Brauch, in Kirchenräumen den Hochaltar bzw. die bildlichen Darstellungen darauf zu verhüllen. Das erinnert in biblischer Tradition einerseits daran, dass die Anwesenheit Gottes nur in verhüllter Weise wahrgenommen werden kann. Umgekehrt verhüllen in der Bibel auch Menschen wie Mose oder Elija ihr Gesicht, wenn sie Gott begegnen. Andererseits verändern Altarverhüllungen auch die üblichen Blickgewohnheiten, sie fordern zu einer Sichtveränderung auf. Das ist vor allem auch deswegen gut, weil sich das, was immer sichtbar ist, allzu leicht nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. Wie bereits 2014 gibt es aus diesem Grund auch dieses Jahr in unserer Kirche Sankt Johannes Nepomuk am Felsen ein Fastentuch vor dem Hochaltar. Die auf dem Fastentuch gezeigte Bildgraphik des „Mahles mit den Sündern“ ist die Großausgabe eines Autographs, welches der am 9. Februar 2015 verstorbene Künstler und Priester Sieger Köder im Jahre 2008 P. Martin Leitgöb zueignete (siehe vorvorletzter Beitrag). Ursprünglich wurde das „Mahl mit den Sündern“ vom Künstler bereits 1973 als großes Wandgemälde in der Villa San Pastore des römischen Collegium Germanicum geschaffen. Es bezieht sich auf den Vorwurf der Pharisäer und Schriftgelehrten gegenüber Jesus: „Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen“ (Lk 15,2). In jeder Eucharistiefeier geschieht aber eben dies: Er, Jesus, gibt sich mit uns Sündern ab und isst sogar mit uns, mehr noch: Er gibt sich uns als Speise.
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