Sie muss ihren Koffer schon gepackt haben, als sie plötzlich und unerwartet in ihrer Wohnung starb: Felicitas Kempkes, die gute Seele unserer Gemeinde, wollte eigentlich nach Ellwangen reisen, an die heutige Wirkungsstätte unseres früheren Pfarrers Pater Martin Leitgöb, um dort Firmpatin eines Mädchens aus unserer Gemeinde zu werden. Wenige Tage vor ihrem Tod haben wir sie noch bei uns in der Kirche erlebt beim Sonntagsgottesdienst, wie immer in vollem Einsatz und mit aufmerksamem Blick dafür, wenn irgendwo in der Kirche ein helfender Handgriff nötig ist, zum Beispiel bei der Kollekte.
Genau das ist das Bild, das wir von Felicitas Kempkes im Gedächtnis behalten werden: engagiert, immer mit guter Laune und einem freundlichen Wort auf den Lippen. Mit allen aus unserer Gemeinde im Gespräch, sei es vor dem Gottesdienst oder anschließend beim Zusammensein vor der Kirche. Eifrig zwischen Sakristei und Kirche pendelnd vor den Gottesdiensten, weil es hier und da und dort noch etwas zu erledigen gab, noch ein Handgriff getätigt werden musste. Oft mit der Heiligen Schrift in den Händen, um jemanden zu finden, der die zweite Lesung übernimmt – die erste Lesung, die hat sie am liebsten selbst gehalten, jedes Mal sehr eindringlich und so, dass man als Zuhörer spürte, wie sie sich selbst mit dem Text schon beschäftigt hatte.
Ein besonderes Kapitel ist ihr Herz für Kinder: Rund um die Messe hat sie sich um sie gekümmert und wenn eines der Kinder Geburtstag hatte, dachte sie natürlich an ein Geschenk. Die Kleinen nahm sie an der Hand, wenn sie die ersten Versuche machten, den Kollektenkorb durch die Kirche zu tragen. Den Größeren gab sie sogar Nachhilfestunden, wenn sie einmal nötig waren – da blitzten ihre Talente und ihre Erfahrung durch als Lehrerin, die sie vor ihrer Pensionierung gewesen ist. Was sie alles leistete für unsere Gemeinde, das spielte sie in der ihr eigenen Bescheidenheit stets herunter. Im Mittelpunkt stehen wollte sie nie; umso mehr freute sie sich daran, im Verborgenen unermüdlich zu wirbeln.
Tief gläubig war Felicitas Kempkes schon seit ihrer Kindheit: Im Münsterland nahe an der niederländischen Grenze wuchs sie mit zahlreichen Geschwistern auf. Nach Prag ist sie vor mehr als zehn Jahren gekommen; pflegte eine Freundin, die hier lebt. Und von Anfang an fand sie den Weg in unsere Gemeinde. Fast keinen Gottesdienst ließ sie aus, und wenn ein hoher Feiertag auf einen Termin unter der Woche fiel, dann war sie auch da selbstverständlich in der Kirche. Feiertags und sonntags in unserer Gemeinde, jeden Mittwoch im tschechischsprachigen Gottesdienst in der Kirche am Platz Jiřího z Poděbrad. Und auch wenn kein Gottesdienst anstand, war sie häufig in der Kirche: zum Blumengießen kam sie regelmäßig, beim Kirchenputz war sie dabei und sowieso immer dann, wenn es etwas zu tun gab.
Dass sie jetzt Firmpatin werden sollte von einem Mädchen aus unserer Gemeinde, muss sie mit Stolz und Freude erfüllt haben. Die Firmung fand trotzdem statt, und in Gedanken war die Festgemeinde natürlich auch bei Felicitas. Sie hat eine junge Christin in ihrem Glauben bestärkt, sie zur Firmung hingeführt. „Ihr Wunsch, ihr Werk hat sich erfüllt“, kam manchen der Anwesenden deshalb spontan in den Sinn – ein kleiner Trost über diesen großen Verlust.
Am 27. Oktober 2022 verstarb unsere Felicitas. Sie wurde 82 Jahre alt.
Im Gemeindegottesdienst am 6. November 2022 um 11 Uhr, werden wir ihrer gedenken und uns von unserer Felicitas verabschieden.